Sonntag, 18. Dezember 2016

Wissenswertes zum Arbeiten im Kreis

Ich weiß, dass ich mich mit diesem Beitrag bei vielen Reitern sehr unbeliebt mache. Ich schreibe ihn trotzdem, denn das Thema brennt mir auf der Seele.

In der englischen Reitweise und auch in den Arbeitsreitweisen wurden junge Pferde immer schon zu Beginn ihrer Ausbildung im Kreis gearbeitet.  Die einen benutzten das Roundpen, die anderen die Longe und den Longierzirkel.

Waren die Pferde eingeritten, wurden sie im Gelände (bei der Arbeit, beim Militär) und auf dem Reitplatz weiter ausgebildet.

Kein Westernreiter kam früher auf die Idee, sein ausgebildetes Arbeitspferd drei bis fünf mal in der Woche im Roundpen im Kreis zu scheuchen. 
Warum auch?
Kein Englischreiter kam früher auf die Idee, sein ausgebildetes Reitpferd zu longieren. 
Warum auch? 

Heute ist das anders.
Das Wetter ist schlecht ... der Reiter hat zu wenig Zeit ... das Pferd kommt so
wild aus der Box und muss sich abreagieren ... der Reiter hat keine Lust zum reiten ... die Reithalle ist gerade so voll .... das Pferd soll "gymnastiziert" werden ... oder ... oder ... oder ...
Welche Gründe es auch immer sind, die Pferde werden bis zu ihrem Lebensende viel zu viel und viel zu oft im Kreis gearbeitet.

Warum zuviel?

Bei der Arbeit im Kreis, egal wie sie gestaltet wird, werden die Gelenke nicht gleichmäßig belastet, was zu Schmerzen und Krankheiten führen kann.
Wird das Pferd zusätzlich tief ausgebunden (zwecks vermeintlich hierdurch geförderter Rückentätigkeit), lastet zu viel Körpergewicht auf der Vorhand, wodurch die Gelenke der Vordergliedmaßen extrem belastet werden.  (Satiremodus an  * Hufrollenentzündung lässt grüßen * Satiremodus aus)
Das Ausbalancieren auf der Kreislinie fällt den Pferden schwer, deswegen neigen sie dazu, Muskeln anzuspannen, die während der Bewegung eigentlich losgelassen zwischen Spannung, Dehnung und Entspannung wechseln sollten. Je kleiner der Kreis, desto schlimmer, je schneller das Pferd, desto schlimmer. (Nein, Geschwindigkeit fördert nicht die Tragfähigkeit der Hinterhand.)

Warum gibt es in einem Fitnessstudio kein "Laufrondell"? 
Weil es kein Sportler benutzen würde. 
Im Kreis joggen schmerzt nach kürzester Zeit massiv in den Gelenken. 

Merken:

Die Arbeit mit dem Pferd auf der gebogenen Linie sollte nur in kurzen Phasen mit sehr häufigen Handwechseln und in Kombination mit Geradeaus-Lektionen stattfinden, damit das Pferd gesund bleibt. 

Bei gesunder Bodenarbeit ist die Biegung eine Lektion, die im Wechsel mit allen anderen Lektionen ausgeführt wird, aber niemals als Selbstzweck über einen längeren Zeitraum.





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