Dienstag, 25. Februar 2014

Tiere lernen anders – warum?

Zur Abwechslung sei mir heute ein kleiner Abstecher in die Philosophie gestattet.

  
Wir alle wissen, dass wir eines Tages sterben werden. 
Trotzdem leben wir so, als ob wir nicht sterben würden.
Das kommt, weil man uns seit vielen, vielen Generationen nichts anderes bei bringt, denn unsere gesamte Zivilisation, unser Wirtschaftssystem und sämtliche politischen Machtspiele und Kriege funktionieren nur, wenn alle Menschen mitspielen.
Wir lernen ab dem ersten Tag unseres Lebens, dass es zwar so etwas wie den Tot gibt, aber natürlich nicht in unserem eigenen Leben, deshalb müssen wir alles mögliche lernen, was später dafür sorgen soll, unseren Beitrag in diesem System der Zivilisation und des wirtschaftlichen Wachstums leisten zu können.
Kommt dann der Tot, sind wir völlig schockiert und ratlos: „Wie, der kommt auch zu mir?! Und jetzt schon?! Hätte ich das gewusst, hätte ich ja ganz anders gelebt.“
Jeder kann sich in ein stilles Eckchen setzen und mal darüber nachdenken, ob er genauso weiter machen würde, wie bisher, wenn er wüsste, dass sein Leben in vier Wochen beendet wird.

Warum schreibe ich in einem Blog, in dem es um die Ausbildung von Tieren geht, über dieses Thema?

Ein Tier ist intelligenter als ein Mensch.
Es weiß, dass das Leben endlich ist und dass der Zeitpunkt dieses Endes jederzeit sein kann.
Für ein Tier ist deshalb jede Art von Aktivität und Anstrengung für Ziele, die das Wissen um diese Endlichkeit ausschließen, völlig sinnlos.
Kein Hitler dieser Welt hätte Millionen von Tieren dazu bewegen können, Massenmorde zu begehen. So was schafft man nur mit uns dummen Menschen.
Kein Mensch könnte ein Tier dazu bewegen, sich 8 - 10 Stunden des Tages mit Stress beladen darum zu kümmern, Geld zu verdienen, das man nur braucht, um seine durch den Stress verursachten Krankheiten zu kurieren oder Sachen zu kaufen, die man zum Leben gar nicht benötigt.
Kein Tier würde je auf einen Werbespot oder eine "Mode" hereinfallen.
Auch würden Tiere sich niemals, nur weil ein Machthaber das will, für Kriege um Geld, Land oder Macht missbrauchen lassen. 
All das geht nur mit uns dummen Menschen.

Für ein Tier zählt das gute Gefühl im Moment und die Fortpflanzung und es wird seine Intelligenz nur nutzen, wenn es für die Erhaltung dieser Lebensphilosophie nützlich ist.
Ein gutes Gefühl hat das Tier, wenn es sich sicher fühlt, vermeidbaren Schmerzen ausweicht, wenn es ausreichend zu fressen hat und wenn es die Gegebenheiten des Moments zum eigenen Wohlbefinden nutzen kann. Es wird nie darüber nachdenken, warum gerade etwas so ist, wie es ist.

Viele Menschen wollen ihre Tiere ausbilden und meinen, das Tier ist weniger intelligent als der Mensch. Das ist aber nicht richtig, die Tiere sehen nur in vielen unserer Anstrengungen die Sinnlosigkeit, was uns selber durch unsere Erziehung abhanden gekommen ist.

Warum sollte ein Pferd es sinnvoll finden, in einer Turnierprüfung zu laufen?
Warum überhaupt sollte ein Pferd es sinnvoll finden, in einer rechteckigen Bahn Runde um Runde Energie zu verschwenden ohne an einem Ziel anzukommen?
Warum sollte ein Hund es sinnvoll finden, bei einem Menschen bei Fuß zu gehen?
Warum sollte ein Pferd es sinnvoll finden, über Hindernisse zu springen, obwohl man auch daran vorbei laufen kann?
Warum sollte ein Hund es sinnvoll finden, ein Rudelleben mit Menschen zu führen statt mit anderen Hunden?
Diese Liste könnte man jetzt endlos weiter führen.

Trotzdem bekommen wir unsere Tiere mehr oder weniger mühsam dazu, all diese Dinge zu tun, die eigentlich völlig unbedeutend sind.

Das Tier lebt im Moment. Und wenn das Pferd weiß, dass es dem Reiter ausgeliefert ist, wird es immer versuchen, sich mit dieser Situation zu arrangieren, um seiner Lebensphilosophie nahe zu bleiben.
Und wenn der Hund weiß, dass er dem Menschen ausgeliefert ist, wird auch er sich mit dieser Situation arrangieren, um seiner Lebensphilosophie treu zu bleiben.

Wir Menschen sollten uns eingestehen, dass unsere Hunde oder unsere Katzen in unserem Haushalt nur leben, weil wir sie füttern, nicht weil sie uns so lieben. 

Viele Menschen und ihre Tiere werden sehr unglücklich, weil der Mensch nicht versteht, dass die Weltanschauung des Tieres nicht so verblödet ist, wie unsere eigene.

Das Lernen über positive Bestärkung wie es beim Clickertraining passiert (wenn es korrekt ausgeführt wird!!!), kommt der Lebensphilosophie des Tieres, nach der es sie in der Natur leben würde, am nächsten, denn es wird nicht zu einem Ersatzkind oder Ersatzpartner degradiert sondern als selbstbewusstes Individuum akzeptiert. 
Es lernt: 
In diesem Moment kann ich meine Intelligenz nutzen, um in diesem Moment mein Ziel, Futter zu bekommen, zu erreichen und ich fühle mich dabei gut und sicher.

So lässt es sich erklären, dass gezähmte und nicht gezähmte Tiere aller möglichen verschiedenen Rassen und Arten auf der Welt mittels der positiven Bestärkung höchst erstaunliche intelligente Fähigkeiten entwickeln.
Warum wird trotz sehr vieler Beweise dieser Tatsache, diese Methode nicht viel mehr genutzt?
Warum hängen die Ausbilder von Tieren trotzdem an veralteten Systemen und längst widerlegten
Thesen zum Lernverhalten des Tieres?
Warum rümpfen Tierbesitzer die Nase und sagen: "Ich arbeite nicht mit Futterbestechung."

Vielleicht, weil wir Menschen dann zugeben müssten, dass wir die dümmeren sind....?

Eine interessante Überlegung wäre es, wie unsere Welt wohl aussehen würde, wenn wir Menschen von den Tieren lernen und unsere Intelligenz ausschließlich dafür nutzen würden, den Moment so gut wie möglich zu machen.....?   


Bitte besuchen Sie
Die Ausbildung des Pferdes aus tierphysiotherapeutischer Sichtweise

Besser reiten mit Tai Chi, Qigong und Mentaltraining

Ausbildung zum Tierphysiotherapeuten in unserer Akademie AFT interaktiv Gbr

lesen Sie hierzu auch gerne meinen Bericht zum Clickertraining mit Hühnern :
http://pr-reitpraxis.blogspot.de/2013/12/erkenntnisse-uber-die-trainingstechnik.html