Freitag, 2. August 2013

Die Schulter des Pferdes – was jeder Reiter wissen sollte

Die Hintergliedmaße ist über Gelenke, also knöcherne Verbindungen, sehr stabil im Becken verankert. Nur weil das so ist, kann das Pferd sein gesamtes Körpergewicht über das Becken nach vorne stemmen.

Die Vordergliedmaße soll nicht Körpergewicht nach vorne transportieren sondern das Körpergewicht auffangen, das die Hintergliedmaße nach vorne gestemmt hat.

Wenn ein Vorderbein nun 500 kg Körpergewicht auffangen soll, was mit mehr oder weniger Schwung vom Hinterbein nach vorne geworfen wurde, ist es für die Gesundheit der Gelenke der Vordergliedmaße unerlässlich, das dieses Körpergewicht weich schwingend und elastisch aufgefangen werden kann.

Das Schulterblatt (als oberes Ende der Vordergliedmaße) ist deshalb ausschließlich mittels Muskelmasse am Brustkorb „angeklebt“.

Jeder Mensch kann es an sich selber ausprobieren. Wenn man laufen will muss man jedes Bein weich und elastisch landen und den Fuß gut abrollen lassen, damit die Bewegung angenehm ist. Tritt man bei jedem Schritt laut und hart auf, entstehen Schmerzen bis in die Hüfte und Lendenwirbelsäule hinein.

Genauso kann man es sich beim Pferd vorstellen, wenn die Muskeln im Schulterbereich nicht mehr weich und elastisch sondern verkrampft oder verspannt sind. Das Auftreten wird hart und schmerzhaft.

Die Podotrochlose, die chronische Entzündung der Hufrolle, ist eine der häufigsten Krankheiten, die Pferde unreitbar machen – und sehr viele Pferde sind bereits im jugendlichen Alter betroffen.

Bereits zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit als Tierphysiotherapeutin vor 14 Jahren war ich erschrocken, wie viele Pferde unter massiven Verspannungen der Muskeln im Schulterbereich leiden und bei den entsprechenden Gangbildanalysen vor und nach der Tierphysiotherapie wurde sehr deutlich, wie extrem das Gangbild durch die Probleme in der Schulter verschlechtert wird.

Ich bin deshalb der Überzeugung, das Verspannungen in der Schultermuskulatur in direktem Zusammenhang zur Chronischen Hufrollenentzündung stehen.

Die Entstehung von Problemen hängt in der Regel mit diesen drei Faktoren zusammen:

  • Das Pferd hat sich unter dem Reiter abgewöhnt, mit der Hinterhand zu stemmen, die Vorhand muss das Gewicht nicht auffangen sondern nach vorne ziehen. Die Muskeln der Schulter sind überfordert und verspannen.
  • Der Reiter sitzt nicht weich genug oder der Sattel passt nicht (ersteres kommt definitiv häufiger vor), das Pferd bekommt während des Reitens Schmerzen in der Sattellage und spannt wichtige Muskeln im Schulterbereich an um sich zu schützen, wodurch Verspannungen entstehen.
  • Das Pferd hat Angst vor dem Reiter, der ihm ja buchstäblich „im Nacken“ sitzt. Es spannt aus seinem Fluchtinstinkt heraus die relevanten Muskeln im Schulterbereich an.

Der wichtigste Aspekt aber ist dieser:
Muskeln werden nur gesund ernährt, wenn sie während der Bewegung zwischen den Zuständen Anspannung – Entspannung – Dehnung im regelmäßigen Rhythmus wechseln. Im Ruhezustand werden die Muskeln ernährt weil sie entspannen.
Wenn ein Muskel über mehreren Minuten kontinuierlich anspannt, kommt zu wenig Blut mit frischen Nährstoffen in den Muskelbauch und Muskelzellen verkrampfen.
Wenn ein Pferd durch Zwangszügel, harte Handeinwirkung oder durch zu langes Reiten in Versammlung dazu gezwungen ist, die Halshaltung konstant beizubehalten, ist die Entstehung von Muskelproblemen im Schulterbereich vorprogrammiert.
Der Reiter kann das Pferd korrekt reiten und perfekt sitzen und des doch krank machen wenn er während der Trainingsphase zu wenig Pausen am hingegebenen Zügel macht, damit die Oberhals- und Schultermuskulatur entspannen und gedehnt werden kann.

Meine Empfehlung als Tierphysiotheraeputin: 
Beim jungen Pferd nie länger als 5 Minuten die konstante Halshaltung verlangen, beim erwachsenen gut bemuskelten Pferd nie länger als 10 Minuten die konstante Halshaltung verlangen.

Jeder Reiter, der diese Empfehlung von mir angenommen hat, war überrascht, wie viel leichtrittiger und williger sein Pferd bereits nach wenigen Tagen der Umstellung wurde.

Zeichen für gefährliche Muskelverspannungen im Schulterbereich können sein:
  • alle Arten von Anlehnungsproblemen
  • lautes Auffussen auf weichem Boden (Gras, Reithalle)
  • wenig Biegungsfähigkeit
  • wenig Bewegungsfreude
  • harte, stoßende - für den Reiter unangenehme- Rückenbewegungen im Trab
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte www.physio-riding.de
Hier finden Sie auch Adressen von lizensierten PHYSIO-RIDING Coaches, die Ihnen zeigen können, wie Sie selber regelmäßig ihr Pferd massieren können, um Muskelverspannungen und Gelenkerkrankungen vorzubeugen.

Sollte Ihr Pferd bereits unter Problemen in der Hufrolle leiden, empfehle ich Ihnen, einen Tierphysiotherapeuten zu rufen. Suchen Sie sich einen qualifizierten Therapeuten, der nicht nur massiert oder Wirbelblockaden löst sondern auch über umfassende Kenntnisse aller physikalischen Therapieformen zur optimalen Behandlung der Vordergliedmaßen verfügt. In enger Zusammenarbeit mit dem behandelnden Tierarzt  kann für Schmerzfreiheit gesorgt und die Lebensfreude ihres Pferdes erhalten werden.



Viele wertvolle Informationen für Reiter bieten unser Buch und unsere DVD:

Buch "PHYSIO-RIDING mit Sabine Bruns"
Verlag Müller-Rüschlikon

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