Mittwoch, 16. Januar 2013

Rangordnungskämpfe in der Pferdeherde



Wenn ich als PHYSIO-RIDING Coach und Tierphysiotherapeutin Reiter und Ihre Pferde besuche, ergeben sich oft Fragen zu den verschiedenen Ausbildungsmethoden.
Die Begriffe "Dominanz" und "Rangordnung" fallen dabei immer wieder, deshalb möchte ich hier einmal  einige Denkanstöße zu diesen Begriffen weiter geben.



Bei vielen Ausbildungsmethoden wird angegeben, dass die Lehrinhalte sich auf die natürliche Rangordnung und die damit verbundenen Rangordnungskämpfe innerhalb einer Pferdeherde beziehen.

Viele Reiter, deren Pferde in einem Offenstall leben finden es völlig normal, dass es täglich zu den Mahlzeiten zu Rangordnungskämpfen rund um die Heuraufe kommt und die schwächeren Mitglieder der Herde dann eben hinten an stehen und warten müssen, bis die „Bosse“ sie auch fressen lassen.

Wenn man Pferde vom Menschen unbeeinflusst – beispielsweise auf der grünen Wiese - beobachtet, sieht man höchst selten einen Rangordnungskampf, vielleicht mal ein „Geplenkel“, aber selten ernsthafte Auseinandersetzungen.
Richtig ernst wird es eigentlich nur, wenn 2 Hengste sich um rossige Stuten prügeln.

Wir alle sollten uns  bewusst machen, dass...

1.
...Rangordnungskämpfe um Futter nur in den vom Menschen vorgegebenen engen Räumen stattfinden.
Leben viele Pferde auf engem Raum und wird dann begrenzte Menge Futter gegeben, gibt es Streit in der Herde. Das ist NICHT natürlich. Auf der großen Weide oder dem natürlichen Lebensraum der Pferde, der Steppe,  ist so viel Futter so weit verteilt, dass es keinen Streit gibt.

Ich habe für meine 5 Pferde 18 kleine verteilte Futterplätze im Offenstall und Paddock und es gibt während der Fütterung vielleicht mal die drohende Mimik "bleib weg"  zu beobachten, ansonsten aber keinerlei Unruhe oder Streit. 

Pferde, die täglich Rangordnungskämpfe zu den Mahlzeiten ausfechten müssen, haben täglichen unnatürlichen Stress.

2.
…..ein ranghohes Tier in der Herde ist deshalb ranghoch weil es so selbstbewußt ist, das zu tun, was es für richtig befindet, ohne darauf zu achten, was die anderen wohl machen.
Rangniedrige Tiere folgen den ranghohen Tieren, weil sie weniger selbstbewußt sind und sich nicht trauen, selber zu entscheiden, was sie tun wollen, sie laufen deshalb den anderen hinterher.

Wichtig ist: Sie laufen dem ranghohen Tier absolut freiwillig hinterher!

3.
…. es gibt kein ranghohes Tier, dass von einem rangniedrigen Tier irgendwelche Dienste verlangt. Jedes rangniedrige Tier kann einfach gehen, wenn es mit dem ranghohen Tier nichts zu tun haben will.

Wenn also ein Pferdeausbilder sagt, er ist ein „ranghohes Tier“ weil er ein anderes Pferd durch „im Kreis scheuchen“ zum rangniedrigen Tier gemacht hat und dieser Pferdeausbilder dann der Meinung ist, deshalb vom Pferd verlangen zu können, dass es ihm gehorcht, ist das vollkommener Blödsinn.

"Ranghoch" bin ich in einer Herde, wenn die anderen sich dazu entschließen mir zu folgen, weil ich den Eindruck mache, dass sich das lohnen könnte.

Die Ausbildung eines Pferdes hat mit einer Rangordnung in der Herde herzlich wenig zu tun.
Leute, die das behaupten, erkennen nicht, dass sie einfach nur Druck ausüben und das Pferd sich diesem unterwirft, weil es nicht weiß, was es sonst machen soll. (Oder was würden Sie machen, wenn sie jemand bewaffnet mit einer Peitsche oder einem Seil auf engem begrenzten Raum im Kreis herum scheucht?)

Ein Pferd kann ich ausbilden, in dem ich Druck ausübe und bei gewünschter Reaktion des Pferdes den Druck nachlasse bzw. bei unerwünschter Reaktion bestrafe. Dieser Druck kann physisch oder psychisch augeübt werden. So wird das Pferd gehorchen aber den Menschen nicht unbedingt als seinen Freund und schon gar nicht als ranghohes Tier betrachten.

Ein Pferd kann ich aber auch ausbilden, indem ich mit dem intelligenten Wesen Pferd intelligent kommuniziere und sich eine echte freundschaftliche Beziehung entwickelt. Darauf baut beispielsweise das Clickertraining auf.

Gefährlich wird es für den Menschen sehr oft, wenn er einerseits das Pferd "erzieht" und "ranghoch" sein will, andererseits aber auch die Freundschaft des Pferdes sucht. Dann wird das unterdrückte Pferd die "Schwäche" erkennen und sich gegen den Menschen wehren was dann häufig zu sehr gefährlichen und für den Menschen höchst frustrierenden Momenten führt.


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